Parallele Vorfertigung als neuer Ansatz für den Holzrahmenbau
Neue Halle für Wandelemente mit 25 m Montageplattform sorgt für flexible Vorfertigung –
Steigerung der Produktivität, Entlastung der Mitarbeiter
Quadriga, Ausgabe 2 2022
Die Holzbau Semmler GmbH ist schon seit 120 Jahren im Holzbau tätig. Das 60 Mann starke Unternehmen aus Hemau in Bayern ist vor allem im Ein- und Mehrfamilienhausbau und Objektbau tätig, deckt aber auch das traditionelle Zimmererhandwerk mit Anbauten, Aufstockungen und Sanierungen ab. Seit seinem Abschluss der Meisterprüfung und anschließender Graduierung als Holzbauingenieur an der FH Rosenheim
2014, führt Max Semmler das Unternehmen gemeinsam mit Seniorchef Thomas Semmler nun bereits in der 5. Generation.
Aufgrund des stetigen Erfolges traf man vor rund zwei Jahren die Entscheidung, eine weitere Halle für die Vorfertigung zu bauen, um die Produktionskapazitäten zu erhöhen. Gleichzeitig wollte man auch den Vorfertigungsgrad erhöhen, um die Produktion von der Baustelle weg in die Halle zu verlagern. Die bestehende Halle wollte man für die Fertigung von Dach- und Deckenelementen und bei Bedarf auch für Modulbau umrüsten und die neue Halle für die Wandfertigung ausrichten.
25 m Montageplattform mit individuell einteilbaren Arbeitsplätzen
Bei der Layoutplanung der neuen Halle wurden verschiedenste Produktionsprozesse unter anderem im Rahmen einer Bachelorarbeit untersucht. Bei Messungen des Ist-Zustandes stellte sich dabei heraus, dass der bestehende 12 m Montagetisch aufgrund der durchschnittlichenen Elementlänge weit unter 50 % ausgelastet war. Deshalb entschied man sich bei der neuen Einrichtung
für eine 25 Meter lange Montageplattform von woodtec, die sich individuell in unterschiedlich lange Arbeitsstationen unterteilen
lässt. «Der Vorteil hierbei ist, dass wir durchschnittlich immer drei Elemente parallel produzieren können», erklärt Max Semmler. «Der Auslastungsgrad der Anlage und auch die Kapazität lässt sich dadurch deutlich erhöhen.»
Handlingkran mit Vakuumsauger als zusätzlicher Helfer
Die Idee der parallelen Stationen war auch, dass ein Handwerker sein Element alleine fertigen kann, was die endgültige Produktivität auf
die m²-Elementfläche nochmals steigern kann. Dazu musste aber eine Handlinglösung für das Plattenmaterial gefunden werden. Zumal beim
vermehrten Einsatz von Faserzementplatten die Belastung der Mitarbeiter auch zu sehr wuchs. Einen Vakuumheber am Hallenkran zu bedienen,
war von der Auslastung des Hallenkrans und den Rüstzeiten her nicht denkbar. «Das hätte zu vielen Wartezeiten geführt», erklärt Semmler. Deshalb hat man sich für einen Handlingkran Pro von woodtec entschieden.
Dieser zusätzliche Halbportalkran fährt unter dem Hallenkran und deckt die gesamte Montageplattform ab. Er verfügt über ein teleskopisches
Scherenhubwerk und erlaubt durch die schwingungssteife Bewegung ein enorm dynamisches Fahrverhalten mit viel schnelleren Hubzyklen. Kollaborative Bedienelemente wie ein automatisches Zurückfahren auf den Plattenstapel vereinfachen die Bedienung und entlasten den Mitarbeiter bei gleichzeitiger Effizienzsteigerung.
Montagetisch und Handlingkran
Die neue Produktionseinrichtung der Holzbau Semmler
Wenden und Transport per Handlingkran
Ein weiterer Vorteil des Handlingkrans ist die integrierte Wendeeinheit. Die Wände können so nach Montage des Rahmens und der Erstbeplankung vor Ort gewendet werden. Die separat auf dem Kran laufende Krantraverse ist dabei immer einsatzbereit und muss nicht zusätzlich gerüstet oder zwischengelagert werden. Per Fernsteuerung wird der Abstand der beiden Kranhaken geregelt. Man kann die Wände
mit dem System sogar an eine zweite Station oder (im Gegensatz zu einer Rollenbahn) über Stationen hinweg transportieren. «Damit wird der
Hallenkran nur noch für die Endmontage und das Verladen benötigt», erklärt Semmler. «Das alles mit dem Handlingkran machen zu können, war
für uns von der Preis-Leistung her bei weitem die beste Lösung.»
Unkomplizierte Produktion ohne Flexibilitätseinbußen
Das Ständermaterial für die Elemente kommt bei Semmler aus der eigenen Abbundanlage. Plattenmaterial wird direkt neben der Montagelinie gelagert und die Elemente vollflächig mit Rohplatten beplankt. Danach werden die Fenster- und Türöffnungen per Bündigfräser ausgefräst. Dank dem speziellen Staub-Vorabscheider des woodtec Plattenfräsers auch bei Gipsfaserplatten quasi staubfrei. «Das war für uns die praktischste und effizienteste Lösung», erklärt Semmler. «Man muss nichts abmessen oder anzeichnen, das Resultat stimmt einfach.»
Überhaupt wurde die Einrichtung bewusst einfach gestaltet und auf zu viel Automation verzichtet. Der Zimmerermeister und Fachgruppenleiter der Innung Regensburg ist dem digitalen Zeitalter gar nicht abgeneigt. So ist man gerade dabei, alle Papierpläne durch direkten Zugriff über Tablets zu ersetzen. «Aber wir müssen mit der Einrichtung einfach flexibel genug bleiben, alle verschiedenen Aufgaben im Holzbau effizient
lösen zu können», meint Semmler, «und uns nicht auf eine Produktionsweise zu stark einzuschränken ». So kommt es schon vor, dass man in kurzer Abfolge einfach beplankte Innenwände und doppelseitig geschlossene Aussenwände mit hinterlüfteter Fassade, Fenster und Laibung herstellen muss. Dieser Vielfalt ohne Produktivitätseinbußen gewachsen zu sein, war der Anspruch der neuen Einrichtung.